Der Einzug in den Weidenhof – eine neue Welt

In der Regel verlassen Kinder das Elternhaus nach der Schul- oder Berufsausbildung auf eigenen Wunsch. Für ein Kind mit Behinderung ist es sehr viel schwieriger, einen Zeitpunkt zum Auszug zu benennen. Je größer der Grad der Behinderung, desto weniger ist es möglich, dass das Kind diese Entscheidung selbst bestimmt. Die Eltern, oft auch die gesetzlichen Betreuer*innen, übernehmen stellvertretend diese Aufgabe. 

Eine neue Welt kennenlernen

Nicht allen Bewohner*innen fällt es anfangs leicht, sich im Weidenhof an den neuen Ablauf zu gewöhnen und in die neuen Tages- und Wochenstrukturen zu integrieren. Da hilft die Möglichkeit, sich in eine Ecke des gemeinsamen Wohnraumes zurückzuziehen und zunächst aus sicherer Entfernung am Leben der Wohngruppe teilzunehmen. Sie erhalten die Zeit und den Raum, sich ihren Fähigkeiten entsprechend in die Gemeinschaft einzuleben, ihren Platz zu finden, sich wohlzufühlen und sich weiterzuentwickeln.

Die Erfahrungen der Eltern zählen

Auch für die Eltern ist diese Phase eine Umstellung. Der Umzug entlastet zwar das Familienleben, denn meist liegt eine auseinandersetzungsreiche Zeit mit dem heranwachsenden Kind, der Schule oder dem Umfeld hinter den Eltern. Nun aber tauchen neue Ängste und Befürchtungen auf. So sorgen sich die Eltern, ob die Bedürfnisse ihres Kindes erkannt werden, insbesondere, wenn dessen Sprechvermögen eingeschränkt ist und es sich nur unzureichend artikulieren kann. Darum ist es selbstverständlich, dass wir im Weidenhof die Erfahrungen der Eltern in die Betreuung und Entwicklungsförderung einfließen lassen.

Zeit und Geduld zahlen sich aus

Wie das Elternhaus muss auch das Wohnheim ein Ort der Sicherheit für Menschen mit Autismus sein. Veränderungen sind für sie eine große Herausforderung. Ein Umzug in eine Wohneinrichtung bedeutet einen erheblichen Einschnitt, der allen Beteiligten Zeit und Geduld abverlangt. Schritt für Schritt können die Bewohner*innen dann aber sehr wohl zwischen den beiden Welten – einerseits Elternhaus, andererseits Wohnheim – unterscheiden. Perspektivisch ermöglicht der Auszug aus dem Elternhaus den jungen Erwachsenen, ihre Identität und Persönlichkeit herauszubilden und mit professioneller Unterstützung die größtmögliche Selbstständigkeit zu erlangen.