Autismus: Was ist das?

Autismus ist eine tiefgreifende Entwicklungsstörung, die eine erheblichen Störung der Wahrnehmungsverarbeitung beinhaltet. Im derzeit gültigen Klassifikationssystem wird noch zwischen verschiedenen Autismusformen unterschieden: frühkindlicher Autismus, atypischer Autismus und Asperger-Syndrom. Die zunehmende Erkenntnis der Wissenschaft besagt, dass eine klare Abgrenzung von Subtypen (noch) nicht möglich ist und eher von fließenden Übergängen zwischen milden und stärkeren Formen ausgegangen werden muss. Das führt dazu, dass ab 2022 in der Klassifikation keine Subtypen mehr enthalten sind, sondern von Autismus-Spektrum-Störung (ASS) gesprochen wird.

Autismus Spektrum

Die Bezeichnung „Spektrum“ verweist auf den großen Umfang an Symptomen und Fähigkeiten sowie das unterschiedliche Niveau der Beeinträchtigung oder Behinderung, die Menschen mit einer ASS haben können. Ebenso wie die Grenzen zwischen den verschiedenen autistischen Formen sind auch die Grenze zur „Normalität“ fließend. Manche Menschen sind von einzelnen Symptomen lediglich leicht beeinträchtigt, andere sind dadurch schwer- und mehrfachbehindert. 

Sensorische Reize überfordern

Autistische Menschen haben Schwierigkeiten, ihre Umwelt als sinnhaft zu erleben oder Zusammenhänge zu erkennen. Sie konzentrieren sich eher auf Detailinformationen. Die sensorischen Reize werden von den Betroffenen oft als unangenehm erlebt und können nur schwer zu sinnvollen Informationen weiterverarbeitet werden. Dadurch haben sie keine Möglichkeit, ihr Erleben und Verhalten angemessen zu organisieren und auf die Außenwelt einzustellen. 

Bei Menschen mit einer starken autistischen Behinderung wie den Bewohner*innen des Weidenhofs kommt es aufgrund dieser Überforderung durch Umweltreize häufig zu schweren Aggressionen gegenüber Sachen, aber auch Personen sowie zu autoaggressiven Verhaltensweisen mit schweren Selbstverletzungen.

Ritualisierte Handlungsabläufe und Zwänge

Typisch sind erhebliche Verhaltensauffälligkeiten wie individuelle, sehr zwanghafte und ritualisierte Handlungsabläufe. Bei besonders betroffenen Menschen können kleinste Störungen erhebliche Auswirkungen haben, wodurch sie umfassender Unterstützung und Begleitung bedürfen. Mit dem Autismus einher gehen unter anderem:

  • Qualitative Beeinträchtigung der zwischenmenschlichen Beziehungen
  • Charakteristische Störungen der Sprache, die von völligem Fehlen der aktiven Sprache und unzureichendem Sprachverständnis bis hin zur gut entwickelten, aber in mancher Hinsicht ungewöhnlichen Sprache reichen
  • Deutlich eingeschränktes Repertoire von Aktivitäten und Interessen
  • Schwierigkeiten im Umgang mit Veränderungen
  • Vielfältige und unterschiedlich ausgeprägte Stereotypien

Autisten haben dieselben Bedürfnisse wie andere Menschen. Doch die Erfüllung von Wünschen und der Ablauf von Handlungen geschehen oftmals anders als von anderen erwartet. Sie sind im Hören, Sehen und Fühlen hypersensibel, benötigen klare Strukturen und sind auf Verlässlichkeit angewiesen. Um die Erfordernisse des Alltags zu verstehen sind „Übersetzer*innen“ von großer Bedeutung.

Weitere Informationen erhalten Sie beim Bundesverband autismus Deutschland e. V.